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„Dieser Ort sei allezeit ein Aufschrei der

Verzweiflung und Mahnung an die Menschheit.“

Teil einer Gedenktafelinschrift im Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau

 

Fünf bewegte Tage gegen das Vergessen

In diesem Jahr war es anders. Zum einen haben wir die Fahrt nach den sehr guten Erfahrungen des ersten Jahres als Teil unseres Schulprogramms verankert, zum anderen haben wir eine „Auschwitz-AG“ ins Leben gerufen, zu der sich Schülerinnen und Schüler (SuS) aller 10. Klassen freiwillig anmelden konnten. Wir gaben den SuS einige Wochen Zeit sich in der AG zu entscheiden, ob es für sie das richtige Projekt ist. Die für die SuS wahrscheinlich einmaligen aber eben auch sicherlich belastenden Eindrücke, das sehr umfangreiche Programm aber auch die Chance ein Land (ein wenig) kennenzulernen wurden von den SuS in vielen Gesprächen neugierig erfragt. Von ursprünglich 50, entschieden sich dann 35 SuS an der Studienfahrt teilzunehmen und unserer Vergangenheit näher zu betrachten. Die Arbeit mit den SuS in der AG war sehr konzentriert. Vor allem konnten wir auch mal abseits der „normalen“ Unterrichtsstunden in Ruhe und in Kleingruppen arbeiten. Hier zeigte sich der große Vorteil der AG, dass wir mit zwei Lehrern (Frau Franz/Herr Seemann) und dem seelsorgenden Kollegen Wendorff die SuS in verschiedenen Räumen betreuen konnten. Für die SuS war es allerdings auch eine zusätzliche Belastung, weil sie gerade im 10. Jahrgang sehr lange Tage mit sehr vielen schulischen Anforderungen und Hausaufgaben zu meistern hatten. Für viele ist der AG-Dienstag der einzige freie Nachmittag, teilweise ging es danach dann direkt zur Nachhilfe. Umso wertvoller, dass alle SuS mitgezogen haben. Ein Höhepunkt unserer Vorbereitung war sicherlich der Besuch eines weltweit anerkannten Experten für den Holocaust, Professor Dr. Gideon Greif, der extra für uns aus Israel anreiste, um uns von der „Todesfabrik Auschwitz-Birkenau“ zu berichten. Den letzten Schliff bekamen die SuS dann während des Vorbereitungstreffens mit dem Internationalen Bildungs- und Begegnungswerk (IBB) aus Dortmund, die die gesamte Studienfahrt für uns organisierten und uns auch vor Ort rund um die Uhr betreuten. Bei diesem Treffen erfuhren die SuS mehr über das Land Polen, über die Konzentrationslager und den Ort Oświęcim, über die Landessprache und auch über die klimatischen Bedingungen vor Ort. In Kürze können Sie hier den Programmablauf unserer Studienfahrt sehen. Außerdem stellen wir demnächst Tageseindrücke der Schülerinnen und Schüler über Oświęcim, über das Stammlager Auschwitz, das Vernichtungslager AuschwitzBirkenau, das Gespräch mit einem beeindruckenden Zeitzeugen, Tadeusz Smreczynski, einem Überlebenden von Auschwitz und über unseren Aufenthalt in Krakau online. Mit Hilfe der Bilder von den Schülern können sie sich dann auch in der Bildergalerie einen weiteren Eindruck verschaffen.

 

„Wusstet ihr, … dass es nur ein Wort für Entsetzen gibt, nur ein Wort für Angst? Wusstet ihr, dass das Leiden keine Schranke kennt, der Schrecken keine Grenze?“

Charlotte Delbo (Mitglied der Résistance, wurde nach Auschwitz deportiert)

 

Die Schülerinnen und Schüler, die diese fünf Tage mit uns in unserer schrecklichen Vergangenheit verbracht haben, waren alle auf ihre Art und Weise tief beeindruckt, was sich bei der Begegnung mit teilweise unaussprechlichen Bildern und auch in den täglich stattgefundenen Nachbetrachtungen, zeigte. Es gab Situationen, in denen das Gesehene für einige Teilnehmende nicht zu ertragen war, in denen wir ihnen zuhörten und auch Halt gaben. Wie wichtig, dass wir unseren Schülern diese Fahrt gegen das Vergessen ermöglichen.

  

Auschwitzfahrt 2014 613Unsere gesamte Gruppe vor der Burg Wawel in Krakau